Teilprojekt 1
Motivation zur STEAM-Professionalisierung im Quereinstieg
Team:
Claudia Mair, Kathrin Otrel-Cass & Margit Raich
Da das zeitgenössische Leben von Lernenden mehr als je zuvor von digitalen Themen und Bildern geprägt wird (Heywood & Sandywell, 2012; Rimmele & Stiegler, 2012; Schade & Wenk, 2011), hilft ein Verständnis für die Strukturen, die diese digitalen Artefakte in gesellschaftlichen Prozessen hervorbringen. In diesem Zusammenhang beschreibt der Begriff Postdigitalität die grundlegende Annahme, dass digitale Technologie soweit mit sozialen, kulturellen, politischen und auch geografischen Umwelten verwoben ist, dass daraus neue kulturelle und symbolische Formen resultieren. Diese gehen über das gängige Verständnis des Digitalen hinaus (Klein, 2019). Der technische Charakter der Digitalisierung tritt in der Terminologie der Postdigitalität zugunsten soziokultureller Faktoren in den Hintergrund. Die Postidigitalität ist somit das Aushandlungsfeld, in dem sich Schüler:innen und Studierende bewegen und welches sie selber auch mitgestalten (Grünwald, 2017). Der Umgang mit Postdigitalen Bildern – sprich die darstellenden Ausdrucksformen, die mit und durch digitale Medien Verbreitung finden – sind ein Bereich, bei dem sich Lehrende und Lernende auf Augenhöhe treffen, jedoch unterschiedliche Voraussetzungen/Kompetenzen mitbringen. Eine quantitative Onlinebefragung (N = 286 Lehrpersonen) ergab, dass Kenntnisse und Interessen von Fachlehrpersonen zwischen analogen und digitalen Themen stark variieren und es hohen Fortbildungsbedarf bei digitalen Themen gibt (Goreth & Grünwald, 2023). Gerade für fachfremde und quereinsteigende Lehrpersonen können Postdigitale Bildumgänge verwendet werden, weil sie ihnen, sowie den Schüler:innen vertraut sind, jedoch in ihrer Relevanz für das Verständnis gegenwärtiger kultureller Entwicklungen noch nicht erschlossen wurden. Die Rolle von Lehrpersonen wird dadurch bestimmt, dass sie gegenüber den Schüler:innen über einen Erfahrungsvorsprung verfügen, dass sie Methoden der Erkenntnisgewinnung kennen und Lösungsstrategien entwickeln sowie gruppendynamische Strukturen analysieren können. Schüler:innen benötigen die Lust, individuelle Lernwege zu suchen und eine hohe individuelle Motivation, die durch Lebensweltbezüge erhöht werden kann. Postdigitale Bilder bieten hier einen Aktionsraum, der Fachfremden/Quereinsteigenden und Schüler:innen zugänglicher ist, da er sich außerhalb fächerkanonischen Wissens befindet und von Fachlehrpersonen noch nicht vollständig erschlossen wurde. Das Dissertationsprojekt erforscht mittels quantitativer und qualitativer Methoden, welche Ansätze im Umgange mit Postdigitalen Bildern sich besonders eignen, um eine Schnittstelle für die Kompetenzen von Fachfremden/Quereinsteigenden (N = 18) und Schüler:innen (N = 200) zu bieten und wie sie didaktisch und methodisch eingesetzt werden können. Es soll ebenfalls untersucht werden, welches Vorwissen fachfremde und quereinsteigende Lehrende, bezogen auf das hier elaborierte Feld, mitbringen und inwieweit sich dieses Vorwissen von dem der Fachlehrpersonen unterscheidet.
Literatur:
Goreth, S., & Grünwald, J. (2023). BE goes digital: Studie zu Interessen und Kenntnissen digitaler Inhalte Tiroler Lehrpersonen. BÖKWE.
Grünwald, J. (2017). Internetphänomene. In K. Bering, R. Niehoff, & K. Pauls (Hrsg.), Lexikon der Kunstpädagogik (S. 239–242). Athena.
Heywood, I., & Sandywell, B. (2012). The handbook of visual culture. Berg.
Klein, K. (2019). Kunst und Medienbildung in der digital vernetzten Welt. Forschungsperspeklven im Anschluss an den Begriff der Postdigitalität. ZeitschriA Kunst Medien Bildung, 2 (Postdigital Landscapes), 16–26.
Rimmele, M., & Slegler, B. (2012). Visuelle Kulturen/Visual Culture zur Einführung. Junius. Schade, S., & Wenk, S. (2011). Studien zur visuellen Kultur: Einführung in ein transdisziplinäres Forschungsfeld. De Gruyter.